Fabelhafter Artikel von Jerry Dubins

Der Musikkritiker Jerry Dubins vom „Fanfare Magazin“ in den USA hat einen grandiosen und legendären Artikel über unser Doppelalbum mit Brahms' Klavierkonzerten und Filippo Faes geschrieben.

Hier ist der Link:
http://fanfarearchive.com/ntbm/articles/faes-dubins.html


Fanfare

Übersetzung:

„Um ehrlich zu sein, Filippo Faes ist ein Pianist, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, und ich vermute, viele Leser und Kollegen haben es auch nicht, denn es gibt keinen Eintrag für ihn im Fanfare-Archiv. Nur das Brahms-Klavierkonzert Nr. 2 ist eine relativ neue Aufnahme, die 2012 aufgenommen wurde. Das erste Konzert wurde 1996 aufgenommen, und die beiden Intermezzi noch früher, im Jahr 1990. Laut der beiliegenden Pressemitteilung sind die Aufnahmen der beiden Konzerte remastered worden und werden hier erstmals gemeinsam neu aufgelegt. Aus der Biographie von Faes erfuhr ich, dass er 1960 in London geboren wurde und 1989 den ersten Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund gewann. Seither zeichnete er sich als führende Autorität für Schubert aus, nicht nur als Performer, sondern auch als Dirigent, Autor und Dozent. Faes weigert sich jedoch, typisiert zu werden. Er hat in ganz Europa konzertiert, mit vielen bekannten Künstlern zusammengearbeitet und als Kammermusikensemble-Partner und Dirigent an Uraufführungen neuer Werke einiger zeitgenössischer Komponisten teilgenommen.
Er hat auch eigene Programme für Radio und Fernsehen produziert. Faes’ Schubert ist auf einem Naxos-Sonatenalbum (8.551284) zu hören, aber seine musikalische Vielfalt ist auch auf Aufnahmen von Gershwins Rhapsody in Blue, Beethovens Tripelkonzert und Alfredo Casellas Tripelkonzert zu hören.

Das erste, was ich an Faes' Brahms Nr.1 bemerkte, war das Timing des ersten Satzes, 20:56 Minuten. Seit langem habe ich mich darüber beschwert, wie langsam die meisten heutigen Pianisten diesen Satz nehmen und ihn auf 22, 23 und sogar 24 Minuten ausdehnen, wenn doch Brahms' eigene Metronom-Bezeichnung ein Zeitmaß von nicht mehr als 17 oder 18 Minuten vorschlägt. Faes nimmt den Maestoso-Satz nicht mit dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit, aber mit knapp 21 Minuten ist er der schnellste Solist- und damit dem vermutlichen Tempo des Komponisten am nächsten - näher als jede andere Version, die ich seit William Kapells Aufnahme aus dem Jahr 1953 gehört habe, in der dieser mit Dmitri Mitropoulos und dem New York Philharmonic in knapp 20 Minuten durch den Satz jagte. Faes schlägt diese Marke nicht, aber er schlägt Leon Fleishers 21:19, eine Aufnahme mit Szell und dem Cleveland Orchestra, die ich immer geliebt habe und die als besonders vorteilhaftes Zusammentreffen von Pianist, Dirigent und Orchester angesehen wird.
Überrascht, wie ich mich selbst sagen höre, kann Filippo Faes Fleisher tatsächlich in meiner Loyalität verdrängen. Es ist schwer das Drama zu beschreiben, das Faes mit einem nicht kleinen Beitrag von Volker Hartung und der Jungen Philharmonie Köln dem Maestoso darbietet. Der Durchführungsteil kommt auf uns zu wie ein Blitz und versorgt den Raum mit einer halben Million Volt Strom. Der folgende Donner ist furchterregend und beängstigend zugleich. An reiner Energie und Kraft kann dies die Adrenalin-haltigste Aufführung dieses Satzes sein, die ich je gehört habe. Aber da ist noch mehr, viel mehr. Dies ist eine Lesung, die sich tief in die Partitur eingräbt und bruchstückhafte rhythmische und motivische Kontrapunkte zwischen Klavier und Orchester hervorbringt, die sich in ineinander-greifendem Austauschen miteinander verbinden, so wie sie in keiner anderen Aufnahme, die ich je gehört habe, offenbart werden. In so vielen Brahms-Besprechungen habe ich Alex Ross' Beobachtung zitiert, dass Rhythmus Brahms' Geheimwaffe ist. Faes und Hartung nehmen diese Behauptung so ernst wie irgend jemand, den ich kenne. Sie bringen die rhythmischen Elemente zum Vorschein - die Versetzung der metrischen Niederschläge (wo sind die Taktstriche?), der Synkopen und der Akzente, die sich zwischen Klavier und Orchester gegenseitig kreuzen - auf eine Art und Weise, die sich wie nie zuvor bemerkbar macht.
Aber lassen Sie mich das Erste Konzert nicht verlassen, ohne die greifbare, pochende Schönheit zu bemerken, die Faes und Hartung in den zweiten Satz bringen. Das Adagio sostenuto, das sich emotional in immer steiler werdenden Bögen verstärkt, ist eine Sache von tief empfundenem Ausdruck und Schönheit, die man nicht beschreiben kann.
Ich möchte auch nicht zum zweiten Konzert übergehen, ohne die enorme Energie und den Antrieb zu erwähnen, die Faes und Hartung in das Finale des Ersten Konzerts investieren. Dies ist eine Aufführung von Brahms D-Moll-Konzert für die Ewigkeit, und für einen Pianisten, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte, hat Filippo Faes es, zumindest für mich, geschafft, das Feld zu fegen. Meine lang gehegte Theorie, dass Pianisten, die mit Brahms' Erstem Konzert gut zurechtkommen, bei seinem Zweiten schlechter abschneiden und umgekehrt, ist nun von Faes auf den Kopf gestellt worden; und mit einer Aufführung des zweiten Konzertes, auf diese Weise gespielt, könnte niemand glücklicher sein als ich, nämlich von einer Idee, die dem Schrottplatz würdig ist, entwaffnet zu werden. Von dem Moment an, als das gastfreundliche erste Horn des jungen Kölner Orchesters seinen herzlichen Empfang zum Klavier ausstrahlte, wusste ich, dass diese Vorstellung etwas Besonderes sein würde.
Faes handhabt das eröffnende kadenzartige Rezitativ sehr frei, mit vielen rubatoartigen und unmarkierten Pausen, die mich zuerst umgeworfen haben. Aber als er sich dem Höhepunkt näherte - kurz bevor das Orchester wieder eintrat - wurde mir klar, wie er sich langsam und kumulativ zu diesem Moment aufgebaut hatte. Und wenn das Orchester eintritt, ist es im richtigen Zeitmaß und im Tempo. Es gibt kein Gefühl des Ziehens oder Zurückhaltens. Sowohl Faes als auch Hartung behalten den Fortschritt der Bewegung fest im Griff und schaffen gleichzeitig ein Gefühl von Weite und Majestät.

Der zweite Satz (Allegro appassionato) stürmt und tobt so heftig, wie man es sich nur wünschen kann. Faes und Hartung verleihen dem Werk mit dem ersten Konzert eine beängstigende dramatische Kraft, die sich aus dem rhythmischen Kampf auf Leben und Tod zwischen den Kämpfern - Solist vs. Orchester - ergibt.
Ich war am Ende dieses Satzes so erschüttert, dass ich eine kurze Pause machen musste, bevor ich fortfuhr.
Ursula Heckmann, die Solocellistin des Orchesters, spielt das Solo des Andante wunderschön, ohne es jedoch zu sentimentalisieren; Faes und Hartung lassen den Satz auch nicht in die Länge ziehen. Ihr Tempo fühlt sich für diesen Satz ein wenig schneller an als es die Norm ist, und ihre Vorstellung davon entspricht nicht ganz der liebenden, umhüllenden Romanze, wie sie so oft dargestellt wird. Es gibt Aufwallungen von Unruhe und sogar Auspeitschen in Wut und Frustration bei dieser Aufführung. Es ist natürlich anders und ungewöhnlich.

Das Finale ist eine jener emotional mehrdeutigen Sätze, in denen Brahms eine fröhliche, glückselige Melodie zu einem grimmigen, marschähnlichen Moloch macht. In einem ständigen Kampf um die Vorherrschaft streiten sich die beiden Persönlichkeiten, wetteifern gegeneinander und erzeugen ein sehr aufwühlendes und beunruhigendes Gefühl. Und wieder wird das ganze Drama von heftigen rhythmischen Konflikten angetrieben, die wiederum diese Aufführung so antreiben, wie ich es bisher noch nicht gehört habe.
Nachdem ich Filippo Faes Deutungen von Brahms' zwei Klavierkonzerten gehört habe, würde ich gerne wissen, wie es möglich ist, dass ein Pianist dieser Größe praktisch unbekannt ist, zumindest hier in den Staaten? Allein diese Auftritte sollten ihn heute auf der Weltbühne an die Weltspitze katapultieren. Daran haben Sie vielleicht bemerkt, dass ich Faes und Hartung ziemlich übereinstimmend als Paar genannt habe, und zwar deshalb, weil Volker Hartung und die Jungen Kölner Philharmoniker für diese Aufführungen ebenso wichtig sind wie Faes.
Ich glaube nicht, dass ich jemals einen Dirigenten und ein Orchester mit einem Solisten gehört habe, wie Faes, Hartung und die Junge Philharmonie Köln, nicht nur in technischen Fragen wie Koordination und Balance, sondern auch in Begriffen einer gemeinsamen Interpretation der Musik und einer absoluten Überzeugung in dieser Vision.
Die zwei Intermezzi, die am Ende als Zugaben enthalten sind, bieten ein paar Momente der Ruhe zum Atmen, zum Nachdenken und zum Abstieg vom Höhepunkt der beiden Konzerte. Dies sind Live-Auftritte, die in drei verschiedenen Veranstaltungsorten - Bremen, Hamburg und Köln - aufgenommen wurden, sodass der aufgenommene Ton je nach Saalakustik etwas variiert. Applaus gibt es am Ende des zweiten Konzerts und nach den Intermezzi, aber nicht nach dem ersten Konzert, und gelegentliches Husten und Rauschen des Publikums ist hörbar. Dies sind sehr spezielle Aufführungen, und ich hoffe, dass diese Aufnahmen zu der viel breiteren Anerkennung führen werden, die Filippo Faes verdient.“
Jerry Dubins




Benefiz-Konzert auf Schloss Stolzenfels

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01.09.2018
01. September 2018 | Junge Philharmonie Köln & Volker Hartung | Schloss Stolzenfels
Benefizkonzert für Paulina Zerluk auf Schloss Stolzenfels bei Koblenz

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Schloss Stolzenfels | Bild:GDKE

Die Junge Philharmonie Köln unter Leitung von Volker Hartung spielte Werke von Felix Mendelssohn, Felix Meyerbeer, Franz Schubert und Franz Liszt. Solisten: Susanna Martin, Sopran; Nadja Bulatovic, Klavier Es gilt die Ärztin Paulina Zerluk zu ehren, die den Feuerwehrleuten und Soldaten beigestanden hat, die sich am 26. April 1986 opferten, als einer der Reaktoren in Tschernobyl explodiert und der dabei entstandene Krater mit Beton zu versiegeln war. So wurde es dann überhaupt möglich, einen ersten Sarkophag zu errichten, um Europa vor weiterer Verstrahlung zu schützen. Da diese Männer aber ohne jede Schutzkleidung arbeiten mussten, haben erschreckend viele den Tod gefunden. Paulina Zerluk, selber ein Opfer des GAUs wird im Oktober 88 Jahre alt und so möchten wir gemeinsam mit ihr dazu aufrufen und ermahnen, uns wieder der „Kernfrage:Kernenergie“ zu stellen, um dann auch zu würdigen, wie sorgsam die inzwischen vom Netz genommenen Reaktoren rückgebaut werden, sodass wie in der Anlage Kahl das Vieh wieder weiden kann. Paulina Zerluk wohnt seit 1995 in Koblenz und just der Zufall will es, dass sechzig Mitarbeiter einer Koblenzer Firma den durch die Strahlung brüchig gewordenen Sarkophag mit einer Edelstahlhülle umkleidet haben, die uns für 100 Jahre schützen wird. Ihnen schulden wir darum ebenso Dank wie überhaupt all den Menschen, die Sorge für die Entsorgung tragen, nicht zuletzt ihren Kollegen der bundeseigenen Energiewerke Nord in Lubmin, deren Aufgabe es war, die U-Boot-Reaktoren der sowjetrussischen Flotte abzubauen. Veranstalter: Urheber Verlag - Wolfgang Henrich/ Förderverein der Jungen Philharmonie Köln e.V.
Datum: 01. September 2018, 17.30 Uhr

DAS VIDEO ZUM KONZERT IST AUF YOUTUBE ZU SEHEN UNTER:

https://bit.ly/2TVBkc1

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Höchster Klanggenuss: Neujahrskonzert 2018

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Übach-Palenberg: Junge Philharmonie Köln begeistert mit höchstem Klanggenuss
Übach-Palenberg
15. Januar 2018 um 16:43 Uhr 2 Minuten
Wenn Musik, wie Bürgermeister Wolfgang Jungnitsch es nach den Worten von Carl Ludwig Schleich formulierte, „die Beschreibung der Welt ohne Worte und Begriffe ist“, dann war das Neujahrskonzert in Übach-Palenberg eine gewaltige, allumfassende Beschreibung, die kaum zu toppen war.
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Von Markus Bienwald

Der Reihe nach: Denn was sich im Laufe des Abends zu einem höchsten Klanggenuss entwickeln sollte, begann zunächst einmal mit bloßen Fakten.
Erstens hatte die Junge Philharmonie Köln unter der bewährten und unvergleichlichen Leitung von
Dirigent Volker Hartung wieder einmal eine Lücke im prall gefüllten Kalender gefunden, um schon zum Jahresanfang ein echtes Highlight zu liefern. Zweitens setzte die Stadt ihre Zusammenarbeit mit der Volkshochschule des Kreises Heinsberg fort, die als Partner der Konzertreihe zum Jahresbeginn gerne wieder bereitstand. Und drittens boten die durchweg bestens eingestellten Musiker vom Fleck weg einen begeisternden Eindruck.
Der Opener war dabei bewusst dramatisch gewählt: Die Ouvertüre zu Verdis Oper „La Forza del Destino“. „Normalerweise machen wir so etwas nicht“, kommentierte Volker Hartung, aber angesichts einer Welt, die sich aktuell in vielen wilden Fahrwassern bewege, könne man ruhig einmal mit einem solch dynamischen Meisterwerk an den Start gehen. Die Geschichte, dass der Komponist zur Aufführung seines Werkes in einem offenen Schlitten nach St. Petersburg gefahren wurde, um dort auch den 43 verschiedenen Bühnenbildern und einer Unmenge an Aufwand unterworfen zu sein, gab es für die begeisterten Gäste gleich obenauf.
Ausverkauftes Auditorium
Dass das Mikrofon für die gleichermaßen charmanten wie von einem Musikerleben in fast vier Jahrzehnten als Dirigent bewusst detailreich gestalteten Worten wenig Verständnis hatte und nur bockig dem Gesprochenen folgen wollte, war eine Randnotiz. Mit einem trockenen, definierten Schlag auf den Boden des Geräts behob Hartung die Störung, und sein „Jetzt geht's“ rang den Gästen ein Lachen ab.
Dass diese sich in einem in rekordverdächtig kurzer Zeit ausverkauften Auditorium wiederfanden, freute sie aber nicht nur in solchen Momenten. Es war vor allem der Stimmungsbogen, den Dirigent Hartung und die Damen und Herren mit ihren edlen Instrumenten spannten, der begeisterte.
Fein artikulierte Flötentöne wie beim berühmten Beginn der „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg waren ebenso dabei wie der schwungvolle „Frühlingsstimmen-Walzer“ von Johann Strauss.
Im zweiten Teil spielte der „Schwanensee“ von Tschaikowsky eine Rolle, die „Erinnerung an Zirkus Renz“ steuerte der Komponist Gustav Peter bei, und mit dem Klassiker „An der schönen blauen Donau“ schloss sich der Reigen.
Nicht nur die Zwischentöne, sondern ein dynamisch fein abgestuftes Klangbild, das wie aus dem Nichts zu entstehen schien und auf einen Tipp mit dem Dirigentenstab auch wieder dorthin entschwand, ließ die Gäste vor Entzückung jubeln. Und am Ende waren es die vielen kleineren Mosaiksteine eines mit Wissen, dem Fingerspitzengefühl für feine Konzerterlebnisse und der Liebe zur Musik zusammengestellten Programms, die eine klangliche Reise der Sonderklasse ermöglichten. Dafür gab es völlig zu Recht überbordenden Applaus und den definitiven Wunsch nach einer Wiederholung im kommenden Neujahr.

Musik Am Hofe des Zaren - Musikkritik Kölner Philharmonie 2018

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Kölner Stadt-Anzeiger | Kultur & Medien
Klassik: Musik fr den Zaren

Von Markus Schwering 24.02.18, 02:03 Uhr

Junge Philharmonie Köln unter Volker Hartung mit russischem Programm

"Musik am Hof des Zaren" - da denkt man nicht an Verdi. Indes hat es schon seine Richtigkeit, wenn die Junge Philharmonie Köln unter Volker Hartung ihr Konzert in der Philharmonie mit der Ouvertüre zur "Macht des Schicksals" eröffnete: Der Maestro hatte die Oper im Auftrag des Zaren für das Sankt Petersburger Opernhaus geschrieben.
Ansonsten ging es tatsächlich russisch-zaristisch zu: mit Tschaikowskys "Schwanensee"-Suite, der Ouvertüre zu Glinkas Nationaloper "Ein Leben für den Zaren" und Rachmaninows erstem Klavierkonzert (sowie Zugaben von Tschaikowsky, Rachmaninow und Rimski-Korsakow).
Rachmaninow? Ja, auch er, den man gemeinhin mit der russischen Emigration identifiziert, startete seine Karriere im Zarenreich - die Erstfassung des Konzerts schuf ein 17-jähriger. Jetzt erklang es freilich in der revidierten Version von 1917, mit dem Kölner Klavierprofessor Oleg Poliansky am Flügel, der das melodiensüffige Werk mit völlig selbstverständlicher Virtuosität, mit Eleganz und Grandezza absolvierte. Das Hauptaugenmerk bei so einem Konzert muss selbstredend dem hoffnungsvoll-professionellen internationalen Nachwuchs gelten, den Hartung in seinem Orchester versammelt. Um den kann es - dem Hörerlebnis des Abends zufolge - nicht so schlecht bestellt sein, und das bezieht sich nicht nur auf die Solisten im Ensemble, zum Beispiel den exzellenten Geiger in Tschaikowskys "Danse russe". So durfte man sich bereits beim Verdi darüber freuen, wie das unruhige Allegro-Hauptthema im Untergrund der Gegenthemen weiterwirkt - eine echt dramatische Situation auf dem Konzertpodium. Der Tschaikowsky hingegen entwickelte einen angemessen morbiden Charme, und was die informierte Leidenschaft zur Sache anbelangt, so
lassen sich die jungen Musiker eh so schnell nicht toppen.

Das Orchester ins Herz geschlossen...


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Das Orchester ins Herz geschlossen

Von Dorothee Philipp
Mo, 08. Januar 2018
Gut besuchtes Konzert mit Junger Philharmonie Köln in Müllheim/Baden.
  • Brillantes Tonfeuerwerk zum neuen Jahr: die Junge Philharmonie Köln mit Dirigent Volker Hartung.
    MÜLLHEIM. Das Neujahrskonzert im Müllheimer Bürgerhaus mit der Jungen Philharmonie Köln ist das erste Highlight im hiesigen Kulturkalender. Das Publikum hat das junge Orchester mit seinem Dirigenten Volker Hartung ins Herz geschlossen, was die steigenden Besucherzahlen zeigen: Im vergangenen Jahr waren es rund 500, diesmal über 600, die sich von den beschwingten Klängen verzaubern ließen. Auch diesmal vergaß Hartung nicht, das Bürgerhaus als "phänomenale Konzerthalle" zu loben, in der immer so eine tolle Atmosphäre herrsche.
    Mit den drei wuchtigen Posaunenstößen, die die Ouvertüre zu Verdis Oper "La Forza del Destino" einleiten, hatte das Orchester sofort die volle Aufmerksamkeit des Publikums, das sich dann zurücklehnen konnte, um das Drama der Handlung, das diese Ouvertüre in spannenden Tongemälden vorwegnimmt, zu genießen. Hartung dirigiert hellwach, präzise und unerbittlich, hält zu jedem Pult einen geradezu telepathischen Kontakt, lässt den Dirigentenstab tanzen, malt die Musik mit einem unerschöpflichen gestischen Repertoire. Ihm zuzuschauen ist die reine Freude…